Montag, 10. März 2008

Edessa – Karneval per Zufall

Mein Sonntagmorgen – oder besser gesagt Mittag – begann mit einem Cerealienfrühstück in der Sonne am Balkon im 7. Stock, wobei ich weiterhin krampfhaft versuchte, „Romeo und Julia“, über das ich innerhalb von 2 Wochen eine Arbeit für meine klagenfurter Uni fertighaben sollte, weiterzulesen. Da kam Dominika und erzählte mir von ihren Plänen, heute nach Edessa fahren zu wollen, wo es Wasserfälle geben soll. Ich überlegte. Und natürlich war die Versuchung wieder zu groß, so packte ich meine Sachen und eine Stunde später machten wir uns auf den Weg, diesmal nur zu Dritt, Dominika und Alexandra, eine Holländerin. Dabei durften wir gleich zu beginn laufen: Das erste Mal, dass ich hier in Griechenland gelaufen bin, um einen Bus zu erwischen! Am Busbahnhof dann keine Probleme, wir bekamen unsere Tickets und kurz darauf verließen wir Thessaloniki. Trotz dem anfänglichen Sprint fing dieser Ausflug wesentlich entspannter an, als der letzte. Mal abgesehen davon, dass wir uns dann nicht mehr sicher waren, wo wir eigentlich aussteigen mussten, weil wir nirgends Ortsindikationen finden konnten. Die Kondukteurin beruhigte uns überorgranisierte Nordländer mit einem „don’t worry, don’t worry“ (na, was sonst?), schließlich sei Edessa ja Endstation. Wann gehen denn die Busse zurück? – Jede Stunde. Hervorragend.
Die Wasserfälle waren nicht – wie ich angenommen hatte, den Berg hinauf, sondern im Gegenteil: Die Stadt hinunter. Edessa ist (wie einige der Orte hier) direkt oberhalb einer Felswand an den Berg (Hügel) gebaut, die dann abfällt. Und so fällt das Wasser von der Stadt zum Flachland hinunter und nicht, wie ich dachte, vom Berg zur Stadt. Es scheint tatsächlich ein sehr beliebtes Ausflugsziel zu sein. Die Holländerin war begeistert, ich habe zwar schönere in Österreich gesehen, aber dennoch hatte es seinen Reiz. Vor allem, da hinter dem Wasserfall wieder eine kleine Tropfsteinhöhle war, in die man hineingehen konnte und die – leider – keinerlei Schutzvorrichtungen hat. Abgesehen davon, dass die meisten der Tropfsteine bereits beschädigt/abgebrochen waren, waren die Wände – gerade am Eingang – vollgeschrieben mit Namen und Kommentaren der Besucher.
Als wir ins Stadtzentrum zurückkehrten fing plötzlich ein Umzug in Trachtenkleidern an, von dem wir annahmen, er gehörte zum Karneval (oder auch nicht?). Wir folgten diesem mal und sahen uns eine ganze Reihe griechischer Tänze an, bekamen von einer der trachtentragenden Frauen eine Art „Glücksbringer“ geschenkt, eine Gewürznelke und eine Nuss in rotem Machéepapier. Gemeinsam mit den anderen Leuten folgten wir dem Umzug zum Hauptplatz, wo das Spektakel weiterging. Um was es genau ging, kapierten wir nicht so recht und auch die Kenntnis der englischen Sprache war in unserer unmittelbaren Umgebung nicht so verbreitet (und unser Griechisch bei weitem nicht so gut, dem Geschehen folgen zu können). Auf jeden Fall gings um irgendwas, das ein Bursch und ein Mädel verheiratet werden und es wurde die ganze Zeit getanzt. (Ich werde, soweit es mitm Hochladen funktioniert – noch ein paar Bilder dazustellen). Es fing an, leicht zu regnen und ein bisschen kalt zu werden. Als wir schließlich zum Busbahnhof zurückkehrten und heimfahren wollten – um sieben Uhr abends – sagte man uns: „Ochi, ochi.... Stis ochto!“ (Nein, nein, um acht!). – Von wegen jede Stunde also ! Aber immerhin werden wir überhaupt noch nach Thessaloniki zurückkommen. Wir gingen also noch eine Stunde ins Kaffeehaus und freuten uns über diesen wieder sehr gelungenen Tag.

Auch dass wir in Thessaloniki nach dem Umsteigen wieder so lange warten mussten, bis unser Bus zum Heim fuhr, brachte uns nur mehr zum Lachen, inzwischen müssen wir es ja wirklich gewohnt sein. Mein „I’d really appreciate a warm shower now!“ quittierte Alexandra mit: “I think, that’s a bit unrealistic”, worauf ich entgegenen konnte: “Hmmm… these days there’s quite often warm water.” Böse Zungen haben mir ja weismachen wollen, dass Italiener nicht so oft duschen. Ich lasse das mal so dahingestellt. Vielleicht duschen sie ja immer genau dann, wenn ich es nicht mitbekomme.

Keine Kommentare: